Meerschweinchen Schnuffi's Weg durchs Leben

An einem heißen Tag im Juli kam ich zur Welt. Mir war sehr mulmig zumute weil alles so neu und ungewohnt für mich war. Zum Glück hatte ich meine zwei Geschwister zum Kuscheln die genauso viel Angst hatten wie ich. Wenn nur dieser eklige Geruch nicht wäre, ich fragte mich woher das wohl kam? Meine Frage blieb erst einmal unbeantwortet weil ich mich nicht aus der Ecke traute in der ich saß. Durch die anstrengende Geburt war ich total fertig und legte mich ins nasse Streu und schlief zitternd ein.

Am nächsten Morgen weckte mich Mami mit ihrer rauhen Zunge. Sie wackelte sehr und konnte sich kaum auf den Beinchen halten. Ich hatte solchen Hunger und schlüpfte unter den wankenden Bauch von Mami um die Zitzen zu suchen. Nach erfolgreicher Suche saugte und saugte ich wie wild, doch vergebens. Es wollte einfach nichts aus Mami's Zitzen kommen. Dabei hatte ich doch Hunger wie ein Bär. Plötzlich hörte Mami auf zu wanken und lies sich langsam auf meinen Kopf nieder, schnell konnte ich ihn noch zurückziehen. "Mami was ist denn los"? schrie ich. Doch sie rührte sich nicht mehr.

Ich erschrak und rannte sinnlos umher. Bis ich auf einmal Schritte hörte und große Hände in den Käfig greifen sah. Diese Hände nahmen meine Mami raus und steckten sie in einen großen braunen Sack der so eklig roch. “Lasst meine Mami da, lasst sie hier, nehmt sie mir nicht weg”! Mein Kopf senkte sich und ich verstand das sie nicht mehr zurück kommt. Was soll ich nur tun und wer kümmert sich jetzt um mich und meine Geschwister? Ich konnte vor lauter Aufregung nicht mehr und das Atmen tat mir auch schon wieder weh. Ich legte mich schweratmig und mit knurrenden Magen in meine Ecke zurück wo meine Geschwister apathisch saßen.

Wenige Zeit später kamen die Hände wieder, nahmen mich und meine Geschwister hoch und begutachteten uns. Ich hörte wie eine tiefe kalte Stimme sagte: ”Dieses Kerlchen nehmen wir mit, die zwei anderen schaffen es sowieso nicht.” Pepe und Polli, meine Geschwister, setzten sie zurück. Ich sah wie sich der Abstand zwischen uns vergrößerte und verstand es nicht. Die Tränen kullerten mir übers Fell. Sie setzten mich in einen engen Karton ... ganz allein.

Nach einiger Zeit - ich weiß nicht wie ich dort hin kam da ich vor Erschöpfung eingeschlafen war - hielten mich zwei warme Hände fest und streichelten mir über's Fell. Ich blickte hoch und sah wie mich ein besorgtes Gesicht ansah. Das Kraulen tat mir gut, nur hatte ich so mächtig Hunger das ich gleich meinen Kopf wieder fallen lies. Ich war so schwach und das Stechen in meiner Brust begann erneut. Es näherte sich ein komisches Plastikding und wurde mir in den Mund gesteckt. “Was ist denn das?” dachte ich. Aber als ich merkte das da was rauskam probierte ich zaghaft. Es schmeckte nicht schlecht und deshalb begann ich zu fressen. Ich konnte nur langsam schlucken aber es tat gut. Dadurch kam ich zu Kräften und es ging mir schon wesentlich besser. Ich wurde zu Charli, meinem neuen Kameraden, gesetzt der schon sehr alt und träge war. In diesem Stall war es so schön trocken und warm durch das rote Licht das über mir hing.

Charli beachtete mich erst gar nicht, doch dann stand er auf und kam langsam zu mir rüber. Er begrüßte mich mit den herzigen Worten: ”Du brauchst dich nicht zu fürchten, hier ist es recht nett”. Ich wollte von ihm wissen wo ich denn jetzt wäre er antwortete mir: ”Tja, so genau kann ich Dir das auch nicht sagen, nur das hier noch ein großer Raum ist mit vielen Meerschweinchen die in engen Glaskäfigen sind. Manchmal kommen Leute vorbei die eins mitnehmen. “Woher weist Du das” fragte ich ihn. “Ich saß lange Zeit dort und habe vieles gesehen” gab er mir zu wissen.

Nach vielen Tagen war ich schon wieder gut bei Kräften da ich fleißig gefressen hatte. Charli zeigte mir auch das Heu und Körnerfutter lecker schmeckt. Ich tollte herum obwohl es mir sehr schwer viel mit der Luft, längere Zeit konnte ich es jedoch nicht durchhalten.

Am nächsten Tag hörte ich zufällig wie sich zwei Stimmen laut unterhielten. Eine sagte: ”Nun ist Schluss, er ist jetzt kräftig genug. Ich habe Dir von Anfang an gesagt das dieses Schnaufschwein nicht hier in der Wohnung bleibt. Er kommt jetzt rüber zu den Anderen. Außerdem reicht eine Meersau die du aus Mitleid aufnimmst”.

Schritte näherten sich und ich wurde von meinem liebgewonnenen Freund getrennt. Und nun sah ich diese Glaskäfige mit den vielen Meerschweinchen die sich nur wenig bewegen konnten durch den mangelnden Platz der dort herrschte. Ich wurde einfach so hinein gesetzt. Aus Panik rannte ich in das linke Häuschen und blieb dort erst einmal sitzen. Schnaufend saß ich nun da bis ein größeres Schweinchen kam und mich hinaus jagte. Das war jedoch mein Glück, denn da standen Menschen und schauten mir zu. “Mama den will ich haben, bitte, erlaubst Du?” schrie eine helle Stimme. Eine andere Stimme willigte ein.

Und so kam ich wieder in ein neus Heim, welches auch mein letztes sein sollte. Ich war überglücklich das ich aus dem engen Glaskäfig hinaus kam und in eine schönen großen Holzstall einziehen durfte. Dort empfingen mich “Knollennase” und “Spitznase” die zwei Meerschweinchenbrüder gaben mir gleich das Gefühl der Vertrautheit. Und so lebte ich mich sehr schnell ein. Ich hatte viel Spaß mit ihnen, wir tollten durch den Stall, knabberten an Ästen bis sie ganz klein waren, mopsten uns gegenseitig Salatblätter und teilten uns brüderlich das Heu. Besonders witzig war als Knollennase und ich genüsslich an ein und dem selben Heuhalm knabberten. Es war ein sehr langer Halm und wir bemerkten zuerst nicht das wir den selben anfutterten. Erst als wir mit den Schnäuzchen aneinander stießen ..... das fand ich besonders lustig.

Doch dann kam der Tag an dem wir, wie so oft, durch den Stall tobten. Diesmal war alles anders. Ich konnte schon nach den ersten Sprüngen nicht mehr. Es war schlimmer als je zuvor mit meiner Atmung, ich saß da und atmete sehr tief und schnell. Dies merkte auch “Nino”, der kleine Junge der mich immer so liebevoll gestreichelt und mit Salatgurke gefüttert hatte. “Mami, Mami Schnuffi benimmt sich so komisch” schrie er lauthals los. “Oh mein Gott, ja du hast recht” erwiderte seine Mutter, sie nahm mich sachte hoch und packte mich in die Transportbox und fuhr mit mir und Nino zum Tierarzt. Dort angekommen, ich kämpfte immer noch etwas mit der Luft, sah ich wie Nino ein sehr trauriges Gesicht machte als der Tierarzt mich untersuchte. Der Arzt nahm langsam sein Stethoskop, mit dem er mich abhörte, aus den Ohren und legte es neben mich hin. Seine Mie ne war sehr ernst. “Ich habe eine sehr schmerzende Mitteilung an sie” gab er zu verstehen und holte tief Luft dabei. “Der Kleine hat einen angeborenen Lungenfehler den man nicht beheben kann. Um den Süßen nicht unnötig zu quälen würde ich ihnen raten Schnuffi zu erlösen”. Nino fing bitterlich an zu weinen an und zitterte am ganzen Körper. Mit aller Kraft nickte Nino mit seinem Kopf und willigte schweren Herzens ein. Nun verstand ich.

Mit einer befüllten Spritze die eine spitze Nadel hatte, kam der Tierarzt auf mich zu. Ich hatte wahnsinnige Angst.

Der Einstich schmerzte, jedoch vernahm ich Nino`s schrilles Aufschreien viel mehr als den Stich. “Weine nicht mein kleiner Freund du kannst doch nichts für mein Leid”. Ruckartig wurde es mir schwummerig vor den Augen. Ich sah noch wie Nino aus dem Raum rannte. Mir war so schwer um`s Herz, ich wollte doch gar nicht das Nino so traurig wegen mir ist. Eigentlich wollte ich mit ihm noch viele Jahre verbringen und mit Knollennase und Spitznase herumtollen und im hohen Gras verstecken spielen.

“Warum muss das jetzt ein Ende haben”?

Ich wurde immer müder, meine Augen schlossen sich langsam und ich schlief ein.

Lieber Gott, öffne Deine Pforten und gib mir weiße große Flügel damit ich unbeschwert zu Dir gelangen kann.

Verfasser unbekannt